Mittwoch, 25. Februar 2015

26.01.15 Stanley, Falkland



Sonne von 5:15 bis 20:51 Uhr,     9-12°
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Um 03:15 habe ich gemerkt, dass wir jetzt beschleunigen. Da wir um 23:30 schon ziemlich nah waren, hat er wieder irgendwo herumgelegen. Und jetzt fährt er mit 20 kn darauf zu.
Nix Regen – partly coudy stimmt eher. Aber bei 7,6° outside temperature bleibt es bei der Regenhose, die ist schön warm gefüttert.
Um 6:30 nach Dusche gehe ich mal kurz nach draußen, Luft-Test, es ist ziemlich saukalt und riecht gut nach See.
Um 7 Uhr sind wir frühstücken, viele andere auch, aber es ist ok und nicht laut oder stressig.
Ab halb 9 soll man sich Tendertickets holen dürfen, sie würden es ansagen. Um kurz vor 8 gehen wir zum Bernini, sind komplett fertig, da bekommen wir die Nr. 77 und 78. Oh, Mann! Könnte grade klappen oder ca. 5 Min. zu spät. Man wird sehen.
Um 8 Uhr kommt die lange Ansage in drei Sprachen, dass das Schiff freigegeben ist. Währenddessen springen vorne ein paar auf, und die Masse folgt. Das Mädchen kommt entsetzt angesprungen: I didn’t announce anything, man hat zu warten, bis sie was sagt.
Zuerst rufen sie die Elitemembers auf, die sind diesmal ziemlich viele, die dürfen raus, egal welche Nummer sie haben. Dann bleibt nur noch Platz für die Nummern bis 60. Mist.  Also müssen wir auf den zweiten indipendent Tender warten. Jerry und Linda sind auch dort, haben den gleichen Ausflug gebucht. Mit denen wäre ich gerne in einem Jeep.
Klappt nicht, und später freue ich mich, dass ich in einem anderen sitze, unserer ist nämlich bequemer… 


Die Überfahrt dauert nur 12 Minuten, wir sind um 8:45 da, jemand hält unsere Namen hoch, auf Din A 4 ausgedruckt, es stehen noch zwei andere drauf. Die sind aber schon weg, weil sie den ersten Tender gekriegt haben. Jetzt ist für uns noch ein Ehepaar Watson eingeteilt, die aber nicht erscheinen. Auch nicht mit dem nächsten Tender. Zwei weitere Paare warten auf ihre Mitfahrer. Ich frage den Chef, wieso er nicht einfach uns zusammen tut und uns fahren lässt, das ist alles verlorene Zeit bei den Pinguinen. Er erzählt mir dann, dass letzte Woche ein Fahrzeug verlorengegangen ist. So ganz kapiere ich den Zusammenhang noch nicht.
Er wartet noch einen Tender um 9 ab, da sind aber nur Schiffsausflügler drin, dann beschließt er zu fahren. Eine Fahrerin wird wieder heimgeschickt, ihre beiden Leute werden woanders, also bei uns eingeteilt. Ein Paar aus New York, nicht sehr gesprächig, ist auch nicht verkehrt. Wir kommen zu Toni in einen Toyota Landcruiser, sehr groß mit ganz bequemen Sitzen, wow, das ist besser als expected. Ich hatte mir so einen Armyjeep ohne Polsterung vorgestellt, wo man sich festhalten muss um nicht herauszufallen.... Das ist jetzt mal absolut klasse. Axel darf vorne hin, weil wir uns beeilt haben, sagt aber gleich dem Herrn hinten rechts, dass er auf der Rückfahrt vor darf. Die Frau sitzt in der Mitte, ich links.
Jerry und Linda sitzen in einem älteren, unbequemeren Landrover.
Wir fahren im Konvoi zu viert. Ein erster Konvoi von 8 Fahrzeugen von Patrick Watts organisiert ist schon unterwegs.


Konvois von einer anderen Reisegruppe sehen wir unterwegs.  Auch ein paar Leute mit einem Schiffs-Ausflugsbepper an der Jacke treffen wir später bei den Pingus. Für den doppelten Preis! 400$ für den Trip ist unverschämt.
Das Folgende kommt während der Tour raus: Unsere Fahrerin Toni ist Farmerin. Ihre Familie ist in der 5. Generation hier. Ab morgen ist Schaf-Scheren angesagt, da muss sie immer um 5 Uhr raus.
Ihr Bruder wohnt in dem Haus vorne bei den Pinguinen und vermietet dort sogar Zimmer an Leute, die Pinguine oder Vögel beobachten wollen. Sie ist irgendwie mit jedem verwandt, dem wir begegnen, Tante, Nichte,…
Sie haben ein Auto für die Farm, wo auch hinten die Hunde reinhopsen, und dieses neuere, mit dem sie Touristen spazieren fahren. Sie macht das, weil es neben dem Geld verdienen noch eine schöne Abwechslung zu ihrem Farm-life mit den Schafen ist und sie neue Leute kennen lernt.
Die Windschutzscheibe hat einen Riss und zwei dicke Kratzer auf der Beifahrerseite.
Auto fahren hat sie hier in der Wildnis gelernt. In einer Stadt würde sie verzweifeln, meint sie, weil da so viele sind. Hier kann man gucken. Und sie kann hervorragend Wege finden, wo man durch kommt und wo nicht, weil sie das schon ihr ganzes Leben lang so macht.
Führerschein auf Falkland: Man lernt das Autofahren draußen, dann macht man in Stanley noch eine Prüfung, dann hat man ihn. Ist übrigens hier auch auf der falschen Seite, wir sind ja in England.
Im Nachbarauto fährt ein kleines Mädchen die Touris spazieren, die Tochter von der Farm, wo die Schotterstraße aufhört und das Querfeldein anfängt. Sieht aus wie eine Abiturientin.

Infos zu Falkland:
Falkland ist so weit vom Südpol entfernt wie London vom Nordpol! 
Man sollte hier nicht Malvinas dazu sagen, so nennen die Argentinier Falkland, aber die Falkländer wollen british bleiben.
Sie haben eine Militärstation, 6 Windräder, die Stanley zu 35-40 % mit Strom versorgen, Solar haben sie auch, lohnt sich, auch wenn viele Wolken da sind.
Die Schafe hier werden fast nur für Wolle gehalten. Fleisch ist noch Nebensache. Die Wolle geht nach England in eine bestimmte Stadt und wird von dort in der Welt weiter verkauft.
Regen gibt es oft, aber wenig. Die Wasserversorgung ist kein Problem, es gibt genug.
Der Mount Usborne ist 2000 feet hoch, der höchste Berg der Insel.
Die Schüler gehen zum Studium nach England. Viele kommen wieder, aber ihr Sohn ist auch dort hängen geblieben und will heiraten.
Stanley hat 3000 Einwohner, und die haben eine eigene Währung wie das britische Pfund, die Pennys haben Pinguine drauf.
Bis zu 30 Anläufe von Kreuzfahrtschiffen pro Jahr, aber nur bei den großen werden die Touren von Patrick angeboten.
Internet ist teuer und seeeeehr langsam. Sie zahlen 80 Pfund im Monat für 5 GB. Uff, wir hatten Monate mit 60 GB Verbrauch…

Unterwegs sind Minenräumer an der Arbeit, über ein großes Gebiet neben der Straße, sie liegen da teilweise auf dem Bauch herum. Das ist irgendwie mulmig.
Ein kurzes Stück ist nur geteert, dann wird es Schotter. Die Landschaft wird nach den Minenräumern sehr steinig, Reste von der Eiszeit. Die Schotterstraße geht schön rauf und runter, man kann meilenweit sehen, ob einer kommt, am Staub. Dann wird sie enger, einspurig. Unterwegs sehen wir Gänse.

Nach einer Stunde Fahrzeit  ist die Schotterstraße fertig. Kurzer Halt, falls jemand aufs Klo muss, denn jetzt geht es eine Stunde = 14 Meilen durch die Landschaft.  Es werden dann aber 1,5 Std.
Nur Gehoppel, von einem Busch zum nächsten und durch Rinnen und Löcher. Keine Steine mehr. Überall sind Fahr-Spuren, die sich am Ende mehr verteilen. Am Anfang kann man noch erkennen, dass da oft Autos lang fahren. Wenn schon zu tief ausgefahren ist, muss man neben dran ausweichen. Einmal geht’s durch eine Furt, hat wenig Wasser. Letzte Woche hätte es geregnet, während sie hinten waren, da war das Wasser auf dem Rückweg viel höher. An mehreren Stellen sind Metall-Brücken über die zu großen Gräben gelegt, die muss man kennen und treffen. Wenn mal was kaputt geht? Dann macht das ihr Bruder wieder in Ordnung.
Meine Nachbarin ist sehr angespannt, sie scheint Angst zu haben. In New York geht es nicht so rauf und runter. Sie hat es sich nicht so extrem vorgestellt.
Wir fühlen uns nie unsicher, Toni kann das und macht es schon ihr ganzes Leben lang, und wenn sie wo lang fährt, dann ist das ok. Oft scheint es mir, dass sie besser fährt als Patrick, der den Weg vorgibt. 


Zweimal geht es durch ein Gatter, weil manches Stück Land eingezäunt ist, um die Schafe dort zusammenzufassen, bevor man sie zum Scheren bringt.
Unterwegs sehen wir einen Konvoi von einem anderen Anbieter, die nehmen einen anderen Weg, mehr tiefer. Wir fahren oben entlang. Auf dem Rückweg umgekehrt.
Jetzt verstehe ich, warum wir Konvoi fahren müssen. Beim Mittagssnack erklärt er es noch mal: letzte Woche ist er irgendwo entlang gekommen, da war ein Auto mit vier Passagieren von einem Schiffsausflug (gebucht auf dem Schiff!) liegen geblieben, und keiner hat sich drum gekümmert. Sie haben dann geholfen oder die Gäste mitgenommen. Die meisten der Geländewagen haben hinten Notsitze.
Schon von weitem sieht man die Pinguingruppen, anhand der vielen Geländewagen und dem Klohäuschen weiß man, wo wir hin fahren :-) .
Wir sind um 11:40 da, Abfahrt ist um 13:30 Uhr, es liegt eine Tüte mit Snack für jeden am Auto bereit, wann man will. Wir müssen erst mal zu den Pinguinen. 
 Vorne sind die Eselspinguine. Die gehen hier alle einfach spazieren! Gucken sich an, wer da kommt und stören sich nicht dran! Einer kam 50 cm an mich ran um mich genauer zu betrachten. Ich war so schön rot…  Ich bin dann lieber weg, er soll besser mit seinen Kollegen kommunizieren.
Hab ein tolles Bild geschossen, Mensch-Pinguin-Betrachtung.
Der war das.
Den vorgeschriebenen Abstand halten sie nicht ein!
Weiter hinten ist ein Kreis von Pinguinen, drum herum sind für die Menschen weiße Steine gelegt, damit man nicht näher ran geht. Dort stehen die Königspinguine. Die sind noch viel kleiner als ich dachte, obwohl ich wusste, dass sie kleiner sind, als ich dachte…. Aber schön! 




Und trompeten können sie! Sie machen sich lang, strecken den Schnabel nach oben, und trompeten.
Alle stehen in eine Richtung, erst mal mit dem Rücken zu uns. Und alle im ziemlich gleichen Abstand. Wir laufen dann drum herum, während manche zwischen den Menschen durchwatscheln. Viele haben ein Ei auf den Füßen, aber ich glaube, die Mehrheit hatte da schon kleine Geschlüpfte unter ihrer Falte. Einige guckten schon neugierig raus. Ich habe einen „Aufpasser“ gefragt, er schätzt, dass die Kleinen ca. 3 Wochen alt sind. Eins sah noch ziemlich nackt aus, das war frisch. Auch ein totes lag dazwischen, und ein verlorenes Ei. Wenn sie das Ei verlieren, dann ist Feierabend.









Ruckzuck war eine Stunde um,  dann sind wir noch zum Strand, ob da zufällig ein paar Seelöwen oder sowas rumliegen, aber da waren nur Menschen und Pinguine. Gänse gibt es auch, weiter hinten liefen ein paar Schafe herum, alles lebt zusammen.
Die dritte Sorte Pinguine wohnt in den Höhlen, man muss fast aufpassen, dass man nicht rein tritt, wenn man drüber weg geht. Gegenseitiges Angucken….
Das war wirklich ‚Tiere im eigenen Lebensraum‘.






Um 1 sind wir mal zu den Autos zurück, viele der 40 Wagen fuhren weg, wir verspeisten unseren Snack, zwei Sandwiches, einer mit Thunfischmischung, einer hatte Chicken mit Käse drin, ein Tütchen Chips, ein kleiner Tetrapack O-Saft, Kitkat.


 Um halb 2 fuhren die letzten 12 SUVs weg und die Pinguine waren wieder unter sich.
Axel meinte, er hätte einen Adler fotografiert, aber es war ein Turkey Vulture, das müsste Gänsegeier sein, Adler gibt’s hier nicht. Auch keine Füchse, Dachse, Stechviecher. Nur viele Vögel und Pinguine.
Der ganze Weg wieder hoppelnd zurück, am Ende nervte es, ich saß aber hinten in der Mitte und hatte schöne Aussicht. 
Ziemlich am Ende der straßenlosen Strecke mussten wir auf einer Seite den Hügel ziemlich senkrecht runter, und auf der anderen Seite wieder hoch. Daheim haben wir so eine Art Steinbruch, da sehen wir oft Fahrzeuge Offroad fahren, als Veranstaltung, zum Üben. Hier war es live und nötig.
Als dann die Schotterstraße wieder anfing, war es sooo angenehm. Axel musste gleich sein Schläfchen halten, kurz danach meine Nachbarin rechts.
In Stanley fuhren wir an einem privaten Walknochen-Museum vorbei, er sammelt sie als Demo gegen Walfang, sie zeigte uns noch das Krankenhaus, die Denkmäler War Memorial und Maggie Thatcher.
Um 16:00 Uhr hat sie uns an der Post rausgelassen, weil ich dringend sechs Postkarten loswerden wollte. In Ushuaia hatte ich ja keine Gelegenheit dazu. 
Toni muss jetzt hinterher noch 45 min offroad fahren, um zu ihrer Farm zu gelangen. 

Die Straße entlang von der Post zum Anleger war nicht weit, da war noch die Kirche mit dem Bogen aus Walknochen davor und mehrere Souvenirgeschäfte.



Es war mal wieder zu kurz, wir müssen nochmal her. Ich wäre gerne eine Nacht draußen im Haus ihres Bruders geblieben und am nächsten Abend mit dem Schiff weiter gefahren.
Von Stanley haben wir jetzt wenig gesehen, leider war auch keine Zeit mehr, mal auf einen Hügel hoch zu gehen. Aber drei Andenkenläden haben wir durchgecheckt, beim dritten fand Axel ein tolles Poloshirt. Neben ein paar anderen Dingen.
Für eine Einkaufstasche, die nur noch 5 Pfund kosten sollte anstatt 10 haben wir genau 5 Cent bezahlt. Das haben wir im Schiff an der Rechnung gemerkt, sie hat zu viel abgezogen. Wieder: Die denken nicht.
Im Tender haben wir oben draußen gesessen und wurden leicht angespritzt, weil die Gischt hoch flog. Um 17:30 zurück im Schiff, ziemlich kaputt.


Aufgeräumt, umgezogen. Mann + Hunger = sofortige Abhilfe nötig, also sind wir gleich richtig zum Abendessen gegangen, es war ja schon kurz nach 6.
Es gab keinen Fensterplatz, und als sich das Schiff dann bewegte, merkte ich, dass ich nicht gedacht hatte. Eingesperrt hier unten. Oben drauf kam dann noch der „nette“ Kommentar: „Hättst ja sagen können, wenn du ins Buffet gehen willst!“
Nach dem Wein war ich dann nur noch müde, schwer wie Blei. Es gab noch einen Sonnenuntergang, nicht ganz im Meer, aber in eine Wolke und direkt auf unserer Seite, sehr schön.
Es kam noch der Gedanke, dass wir jetzt grade so eine bumpy Fahrt gemacht und viele Tiere gesehen haben, und übermorgen haben wir das Gleiche gebucht. Mit dem Zusatz: Wildlife not guaranteed. Irgendwie habe ich jetzt keine Lust mehr auf den 200 $ -Ausflug auf die Halbinsel Valdes. Kann man das noch umbuchen? Wale gibt es ja jetzt keine dort, die sind alle woanders. Und für den Rest wieder in alten unbequemen Bussen ganz lange durch platte, kahle Landschaft spazieren fahren? Hm.

Die Ausflugsbuchung ist sehr einfach, und man kann auch alles ganz unbürokratisch stornieren, indem man einfach cancel auf das Ticket schreibt und einwirft. Bloß: Der Schlusstermin dafür war um 6 Uhr, der Schalter hatte bis 7 Uhr auf, jetzt ist 8 Uhr.  Dann fahren wir halt mit einem alten Bus für viel Geld durch die Landschaft.
Im Bett dann der Gedanke: Ich gehe morgen früh um Punkt 8 hin und frage nach Umbuchung. Alternative wäre ein kürzerer Ausflug. Gute Nacht!

Dieser Tag war das Highlight der Reise. Der hätte nicht ausfallen dürfen.  Ushuaia dagegen hat uns nicht weh getan. Alles ok.

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