Um 5:45 piept das Handy, Axel
ist schon auf dem Weg in die Dusche. Man schläft schlecht, wenn man Angst hat,
zu lange zu schlafen.
Um 6:10 Uhr sind wir beim
Frühstück, Buffetrestaurant. Und hier erleben wir das absolute Chaos.
Viele der Schiffsausflüge sind
auch gleich um 7 oder kurz danach angesetzt, dazu noch ein paar Individuelle,
die auch früh raus müssen; über Cruisecritic hatten sich einige
zusammengefunden.
Die Essensstation ist ja
ungefähr in der Mitte, die Schlange geht nach hinten und wieder bis nach vorne.
Es ist sinnigerweise nur eine Seite offen. Haben die nicht gewusst, dass manche
Leute (bzw. alle!) gerne vor einem Landgang was frühstücken? Die Stimmung ist
schlagartig im tiefsten Keller. Als wir unseren Knick lang angestanden waren,
kamen von der Seite andere dazu, die nicht bereit waren, sich hinten
anzustellen – ich geh doch net ohne Frühstück aufn Ausflug, Auskunft einer
Deutschen, - wo sie recht hat, hat sie recht...-.
Mann motzt über italienische
Organisation wie bei MSC. Es gibt tatsächlich genug zu essen! Das Ei ist
natürlich kalt, Platte ist kalt, sonst sind sie immer so heiß, dass die Butter
darauf schmilzt. Der Kaffee ist da leer, wo wir sitzen, wir versuchen, einen zu
bekommen, es benötigt drei Versuche und drei versch. Kellner. Mann motzt
weiter.
Als es kurz vor 7 ist, gehe ich
mit einem Brötchen als Wegzehrung in der Hand runter, treffe noch Derek von den
drei Unbekannten und stelle mich vor dem Bernini fürs Tendern an. Und er kommt
nicht bei. Ich muss mal wohin. Er kommt immer noch nicht. Jetzt wird’s echt
Zeit! Ich habe Stress. Hinter mir stehen Holländer, die auch ein bisschen
Deutsch können, nette Unterhaltung. Die sind nicht in unserer Gruppe, sondern
bei Jerry. Schade, mit Jerry und Linda haben wir keinen Ausflug mehr zusammen.
Mann kommt immer noch nicht. Sie fangen etwas früher an, die Leute
reinzulassen, ca. 10 Minuten vorher. Da muss ich ein paar Leute vor lassen,
weil er immer noch nicht da ist. Und ich muss immer noch....
Dann kommt er und wir bekommen Nr. 47 und 48. Er kam
nicht, weil er an der Rezeption sich einen Beschwerdezettel holen musste wegen
dem chaotischen Frühstück. Haben wir heute Morgen nicht was anderes vor als
eine Beschwerde? Männer!!! Wir gehen rein und ich kann endlich noch mal raus.
Im ersten Tender, wo noch Platz ist, dürfen Leute bis Nr.
40 mit. Louise und Co. sind schon draußen, die sind Elite und dürfen zuerst,
bevor der restliche Platz mit den ausgegebenen Nummern aufgefüllt wird. Wir
haben es nicht mehr eilig, denn Derek hat die Nr. 141, weil er noch seine Frau
holen musste. (Sie hat ein Gipsbein, weil sie vor drei Wochen zuhause die
Treppe runter gefallen ist. Aber mit ihm und in Begleitung ihrer Schwester ist
der Urlaub auch mit Gips überhaupt kein Problem.)
Wir kriegen den zweiten Tender und treffen draußen auf
jemand mit Schild. Im Gebäude oder Zelt (weiß ich schon gar nicht mehr) ist
wifi, so dass mit einem Smartphone die Wartezeit wunderbar genutzt werden kann
um mal in facebook zu melden, wo wir sind. Es fehlt nicht nur Derek + Co,
sondern unserer Gruppe sind noch 4 weitere Leute zugeteilt. Wir machen einen
Ausflug mit Chinesen. Dachte ich. Die eine Gruppe sind die vier von gestern,
Louise und Co, die aus Kalifornien sind. Die anderen vier sind noch doller, es
sind vier asiatisch-stämmige Holländer, drei davon Zahnärzte.
Nein, wir unterhalten uns nicht über Berufliches, obwohl
ich die Implantate erwähne und obwohl ich um Kap Horn herum fahren werde in
Gedanken an meinen Zahnarzt, weil’s drückt....
Als die restlichen Sieben da sind und alle, die es nötig
hatten, noch mal auf Toilette waren, konnten wir um 8:20 Uhr losfahren. Name
der Reiseführerin? Sonja? Nathalie? (Oh, ist das lange her!)
Draußen ist es sehr bewölkt, sieht nicht so doll aus, ca.
15°. Es soll eigentlich heute noch schöner werden.
Der Anleger ist sehr außerhalb, deshalb ist nach 15
Minuten in der Stadt der erste Halt. Wir können die Cathedrale (das
Holz-Gebäude) von außen fotografieren, natürlich auch unser Schiff, das schön
da in der Bucht liegt, das Auswandererdenkmal und was wir sonst noch wollen.
Auswanderer-Denkmal |
Viel gibt das Städtchen nicht her, ich empfehle auf jeden
Fall irgendeinen Ausflug in irgendeiner Form.
Hier ist übrigens nichts mehr vergittert, es sieht ganz
normal und freundlich oder auch weniger freundlich (wegen dem Grauton aufgrund
der Wolken) aus.
Ein zweiter Halt ist auf dem Berg, um die Stadt von oben anzusehen. Hier war am interessantesten der Kiosk:
Deutsch findet man hier öfters.
Infos zur Gegend: Haupteinnahmequellen: Lachs, Fisch,
Touristen. Sie haben hier eine Uni. Es gibt chilenische oder deutsche Schulen,
die sich in der Qualität unterscheiden. Die chilenischen sind frei, die deutschen
kosten was.
Im Sommer kann man sagen, sie haben zu 10% der Zeit Sonne,
sonst ist es so wie heute. Oh!
Und wie kalt ist es im Winter? Kein Frost, nur Regen, aber
davon viel. Nur hier und in Valdivia gibt es den meisten Regen. Jeder Mensch
hat immer Ersatzkleidung dabei oder an der Arbeitsstelle oder in der Schule
gelagert, weil es völlig normal ist, dass man plötzlich durchnässt ankommt.
Aha. Wie schön, es ist wenigstens von oben trocken. Na ja, heute ist ja auch
Sommer.
PM ist die letzte chilen. Stadt auf dem Kontinent, was
weiter unten kommt, sind alles Inseln. Um auf die Carretera Austral zu kommen,
muss man von hier aus erst durch Argentinien fahren. Oder per Schiff. Erinnert
mich an Alaska.
Sie hat selbst irgendwas studiert. Bei den Stromschnellen stellen
wir dann fest, dass sie auch Zahnmedizin studiert hat (noch eine! Ich fühle
mich umzingelt) und fast fertige Zahnärztin ist, das kleine Mädchen, das wie 16
aussieht. ;-) Wie man doch Leute
falsch einschätzt. Sie will danach irgendwo hier oder im Süden arbeiten, auf
keinen Fall in Santiago. Das kann ich nachvollziehen.
Wir fahren ein Stück die Ruta 5, eine wichtige Verbindung,
10 Min. Autobahn. Nach 13 km erreichen wir das beschauliche Städtchen Puerto
Varas, auch genannt „Die Stadt der Rosen“, das könnte auch im Allgäu an einem
See liegen. Wir bekommen 35 min Auslauf, die meisten bleiben bei Sonja und
laufen mit ihr herum, wir gehen alleine. Am See gibt es eine Promenade, überall
gibt es Cabanas, Ferienwohnungen oder Häuser zu mieten. Hier ist ein Feriengebiet,
sogar mit etwas Sandstrand am See. Das Allgäu. Na ja, der See heißt Lago
Llanquihue. Der ist einer der zehn größten Seen in Amerika.
Wir finden beim kurzen Rundgang noch ein Cafe zum
Überleben, Croissants haben sie auch, das hilft. Das Frühstück war schon lange
her und was zu trinken haben wir nicht dabei.
Während die anderen noch ins Casino zur Toilette wollen,
biegen wir in den Souvenirshop ab, sie wollen für 3 Postkarten 2$ oder 900
Pesos, wie überall. Ein Shop war irgendwie teurer.
Um ca. 10 Uhr fahren wir weiter, wollen zu einem
Aussichtspunkt. Um 10:10 frage ich mal vorsichtig, ob sie meint, dass wir heute
mal den Vulkan sehen können. Sonja verspricht, dass es um ca. 11 Uhr aufreißt
und das Wetter schöner werden wird. Mal sehen.
Unterwegs ist es sehr gepflegt und sieht aus wie daheim.
Aufgeräumte Landschaft, Kühe auf der Weide, Dörfchen mit gepflegten Häusern,
Hügel, ein neuer Fahrradweg neben der Straße,
man nehme eine deutsche Hügellandschaft wie in Mittelhessen, platziere
einen blauen See hinein,…
- und dann gibt’s im Auto um 10:20 schon ein Ooooh! Da!!
Da ist er!!! Boah, ey, was’n Ding! -
…..also Mittelhessen am See und dazu den Fujijama hinter
dem See. Ich fotografiere ihn durch die Scheibe jetzt wohl alle 100 m….. (Bitte
alle Begeisterungsadjektive ausdenken, die es gibt!)
Der Osorno, 2635 m hoch, ein Bilderbuch-Schichtvulkan!
Selbst im Sommer ist oben drauf immer Schnee. Der letzte Ausbruch war 1888,
seitdem ist nichts großes mehr passiert. Deshalb ist auch die schöne
Schneedecke drauf.
Der Calbuco gerät dabei ins Hintertreffen, der steht
praktisch gegenüber, ist nicht so malerisch und wird deshalb vergessen, ist
aber auch 2000 m hoch.
Weil wir so fleißig durch die Scheiben fotografieren,
lässt sie den Fahrer mal einfach an der Straße anhalten, damit jeder mal ein
Foto machen kann, obwohl wir bald an einem tollen Fotostop halten werden.
20 Minuten Aufenthalt bei Ensenada, dort gibt’s einen
Kiosk, mein Auto kriegt einen Chile-Aufkleber, Lamas haben sie auch, und es
gibt eine Araucarie, it looks like plastics, eine Pinienart. Ich meine, dass
ich so was schon hier in Deutschland in Gärten gesehen habe.
und der Calbuco |
Danach haben wir wieder 30 Min Fahrt vor uns. Sie fragt
ab, wie die Stimmung ist, lieber ein Restaurant oder lieber einfach nur
Empanadas. Alle sind für Empanadas um nicht wertvolle Zeit zu verlieren, und
gutes Essen gibt’s ja heute Abend sowieso. Sie telefoniert und bestellt die
gewünschte Menge, Fleisch oder Chicken oder Italian, was sie als vegetarisch
bezeichnet, ist es aber nicht, denn italian meint Schinken und Käse. Ist uns
aber wurscht.
Der nächste Stopp ist Laguna Verde, einmal runter laufen
zur Lagune, die ist tatsächlich richtig schön grün. Da stehen Deutsche, die
denken, wir hätten sie nicht deutsch reden hören, sind still (und vielleicht
ein bisschen genervt, dass ihnen hier Deutsche begegnen?), aber ich frage sie,
ob sie auch zu einer Gruppe gehören oder alleine da sind. Außer einem Alleine
kommt nix raus (deshalb meine Vermutung in Klammern ;-).
Da hier so dicke Fliegen rumfliegen, gibt’s Fliegen-Infos:
Sie haben hier zwei Sorten Stechviecher, solche wie bei uns und auch nicht so
viel mehr. Im Februar wäre die nervigste Zeit. Die dicken Fliegen sind harmlos,
setzen sich halt irgendwo hin. Sie fängt mal eine ein und zeigt uns, wie sie
aus der Nähe aussieht.
das war jetzt ein freies Exemplar :-) |
Nach diesem Stopp sollten wir beschließen, ob wir hoch
fahren zum runter gucken oder lieber länger an den Stromschnellen bleiben. Es
ist kurz vor 12 und für halb 2 ist Mittagessen bei Senora Laura bestellt. Ich
will irgendwie beides, aber die Stromschnellen sind wichtiger. Runtergucken
wäre toll, wenn es diese Stelle ist, die wir fotografiert haben, aber die Zeit
ist schon weit vor.
Weil es zusätzliche Kosten sind, fällt die Entscheidung
für längere Zeit Stromschnellen ziemlich einvernehmlich im Bus.
An den Petrohue Stromschnellen bekommen wir eine Stunde
Zeit, bis 1 Uhr. Die braucht man auch! Man muss gucken!! Es ist soooo schön!!!
Der Magen knurrt ab 11:45 ziemlich laut – der hat überhaupt nix zu sagen und
stört noch nicht mal. Das ist ein View! Ich denke auch an ein Foto mit Handy,
damit ich das noch vor dem Tender in fb posten kann, das muss doch sein.
unten rechts ist Ensenada, links daneben die 2 ist Laguna Verde, und wir sind jetzt in der Mitte |
Bildunterschrift hinzufügen |
Auch nach flussabwärts ging noch ein Weg weiter, hier
könnte man noch ein bisschen spazieren laufen, einfach nur schön, aber dann ist
unsere Zeit um. Für den Rückweg zum Parkplatz muss man ein bisschen Zeit
einplanen, es sind doch viele langsame Leute unterwegs, und manchmal ist der
Gehweg einspurig und man kann nicht überholen...
Hue heißt Platz. Und Petro sind die Fliegen. Aha! Passender
Name, man sieht sie sogar auf manchen Bildern. :-)
Essen bei Senora Laura: Vermutlich ernährt die gute Frau
ihre Familie auf diese Art. Sie haben einen Vorraum mit allen Tischen und
Stühlen bestückt, die sie haben, alle verschiedenen Teller darauf verteilt, sie
backt Empanadas und es gibt Getränke. Das Klo ist wohl auch noch die Waschküche
der Familie, bei Herren klemmt was arg, aber es war schön und urig. 2$ für
Himbeersaft (frisch!), 3$ für Empanada, 4$ für das Kunstmann-Bier.
Die beiden Mädchen zeigen uns am Ende noch ihre
Katzenbabies, alle miteinander unheimlich süß.
Auf der Rückfahrt halten wir nochmals in Puerto Varas,
aber wir gehen in den Markt im Zelt, nicht in den anderen von heute Morgen.
Am Strand sieht es jetzt etwas anders aus – sie hat uns
heute Morgen nicht verraten, dass da hinten ein Vulkan ist... Wollte uns nicht
enttäuschen.
Der Ausflug kostete dann nur 70$ pP, weil wir mehr waren
als geplant. Denis Purtov hatte uns noch ein paar Leute dazugepackt. War nie
ein Problem, es hat alles gepasst, mit unseren amerikanischen Und holländischen
„Chinesen“ ;-).
Mautstellen gibt es hier auch. Die Städte, die welche
erheben, nehmen sie für Straßenreparaturen. Es muss nicht alles zentral
geregelt sein...!
Hinterher habe ich gesehen, dass wir nach der Beschreibung
eigentlich noch bis zu dem See Todos los Santos fahren sollten, den hat sie
aber ausgelassen. Vermutlich war dafür der nochmalige Stopp in Puerto Varas mit
Vulkan im Hintergrund.
Um halb 4 waren wir zurück. Schiff fotografieren, bei dem
schönen Sommerwetter! Während wir in der langen Schlange für die Security
anstehen, kann ich das Bild in facebook stellen, Internet ist langsam.
Abfahrt war mit 17 Uhr angegeben, aber da waren immer noch
5 Boote im Einsatz beim Tendern, von wegen last tender at 4:15!
Was für ein außerordentlicher Ausflug! Und morgen geht’s
gleich so weiter?!
Ich war nur draußen oben im Wind, auch als alle anderen
schon weg waren. Da kann ich mich nicht irgendwo im Schiff verkriechen. Bloß
mal kurz rein fürs Essen, dann wieder raus.
Hier wird eine neue Brücke gebaut. Bitte nächstes Jahr Vergleichsfotos mitbringen, wie weit sie schon gekommen sind. |
Da guckt noch ein Berg raus. |
Abendessen: Eine Etage höher, im Donatello Dining Room. Da sieht es genauso aus wie im Bernini, nur eine Treppe weniger. Jetzt haben sie es auch für Anytime Dining ohne zeitliche Beschränkung. Alles leer – wie möchten Sie sitzen? Table for two – if you have... Antwort: Of course! Wow. Und dann kriegen wir einen Tisch ganz hinten in der Ecke am Fenster mit Blick auf die Berge. Besser geht’s nicht! Hinterher wieder pappsatt, war lecker.
Unser Kellner war oft weg anderswo helfen und hat den
Hilfskellner nur von weitem beaufsichtigt, weil sonst gar niemand in seiner
Ecke war. Sehr friedlich hier hinten.
Show: Ein polnischer Musiker, Kuba, spielt alles mögliche,
mir fallen die Augen zu, danach halte ich aber besser durch, der Herr
verzichtet heute sogar auf sein Bier und ist plötzlich sprachlos und weg.
Immerhin war der Tag lang. Die Beschwerde über die misslungene
Frühstücksorganisation hat er glaube ich heute auch noch geschrieben und an der
Rezeption mit Adresse Cruisedirector abgegeben.
Draußen war es seit der Abfahrt wunderschön! Hier kommen
wir möglicherweise nie wieder her, ich kann irgendwie nicht weggucken und die
Landschaft mit dem blauen Himmel draußen alleine vorbei ziehen lassen.
Kurz-Show der Sänger und Tänzer im Atrium, im Vorbeigehen |
Die Show draußen war wichtiger. |
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